Krypta
Die Grabmäler der Schutzheiligen von Cremona
Wenn man die Treppe zur Krypta hinuntergeht, kann man denjenigen begegnen, die die Fülle des christlichen Lebens in Vollkommenheit gelebt haben und so nah wie möglich zu Gott gelangt sind: die Heiligen. Hier ruhen Patronen und Schutzheilige, Figuren, deren Beispiel ein wahres Vorbild wird, um unser Dasein in der Gewissheit zu gestalten, dass
“die Anhänger Christi von Gott nicht kraft ihrer Werke, sondern aufgrund seines gnädigen Ratschlusses berufen und in Jesus dem Herrn gerechtfertigt sind, in der Taufe des Glaubens wahrhaft Kinder Gottes und der göttlichen Natur teilhaftig und so wirklich heilig geworden. Sie müssen daher die Heiligung, die sie empfangen haben, mit Gottes Gnade im Leben bewahren und zur vollen Entfaltung bringen”.
(Lumen Gentium n. 40).
Der Aufruf zur Heiligkeit, der jeden von uns betrifft und auf den wir folglich mit Hilfe der göttlichen Gnade und mit aufrichtigem Herzen antworten können, indem wir uns immer mehr unserem Meister und Herrn angleichen und ihm erlauben, sich in uns in seiner vollendeten Gestalt darzustellen.
Im heiligen Omobono, dem Schutzheiligen der Diözese und der Kirche von Cremona, der im 12. Jahrhundert gelebt hat, haben wir ein außergewöhnliches Beispiel: Laie und Stoffhändler, entschließt er sich zu einem Leben freiwilliger Buße und widmet sich dem Gebet, der Kreuzesverehrung und der Wohltätigkeit, indem er die Armen beherbergt und sie unterstützt; ein Mensch des Friedens und ein Vermittler in den turbulenten Geschehnissen des Gemeindelebens.
Er stirbt am frühen Morgen des 13. Novembers 1197 beim Gesang des Ehre sei Gott in der Höhe während der Messe, an der er immer nach dem Stundengebet teilnahm. Ein gewöhnlicher Mann, würden wir heute sagen, ein Mann von wahrer Frömmigkeit, dessen Heldentum gerade in der Ausübung mitleidsvoller Liebe liegt, in seiner Verausgabung für den Nächsten, die von einem ständigen Gebet unterstützt wird. Schon zwei Jahre nach seinem Tod, am 12. Januar 1199, wird er von Papst Innozenz III. heiliggesprochen.
Wesenszüge, die wir auch in einem anderen in der Krypta ruhenden Heiligen von Cremona finden: der heilige Facio. Er wurde um 1196 in Verona geboren und kam im Alter von etwa dreißig Jahren nach Cremona, um den Kämpfen gegnerischer Parteien in seiner Heimatstadt zu entfliehen. Von Beruf Goldschmied, widmete er sich stets der Wohltätigkeit an den Bedürftigsten und gründete den Orden des Heiligen Geistes, um die Werke der Barmherzigkeit auszuüben.
Altäre und Grabmäler der Krypta
Wechselseitiger Plan
- Hauptaltar - Arche des Heiligen Marcellinus und Peter Exorzist
- Altar des Heiligen Faciocon riproduzione del dipinto su tavola di Antonio Campi 1568
- Nächstenliebe des heiligen FacioOriginalleinwand (85x145) der Reproduktion auf dem Altar des Heiligen Facio
- Altar der Heiligen Simpliciano, Babila, Archelao und Arealdo
- Altar des heiligen OmobonoHl. Omobono – Schutzheiliger der Diözese von Cremona
- Skulptur von Bischof Cazzani
- Altar des heiligen Antonius Maria Zaccaria
- Grabmal des heiligen Imerio
Sant’Imerio distribuisce le elemosine (Giovanni Antonio Amadeo) Ingresso Presbiterio a destra
Man darf nicht zwei andere Heilige der Diözese vergessen, ebenfalls Schutzheilige der Diözese: der heilige Imerio und der heilige Antonio Maria Zaccaria. Wir wissen aus alten Quellen, dass der heilige Imerio ein aus Kalabrien gebürtiger Einsiedler war; er ließ sich in Umbrien nieder und wurde zum Bischof der Stadt Amelia in der Nähe von Terni gewählt. Im Jahre 965 erreicht der Bischof Liutprando, die Reliquien des Heiligen nach Cremona zu überführen, wo sein ursprünglich intensiver Kult später durch die wachsende Verehrung des heiligen Omobono abgeschwächt wird.
Antonio Maria Zaccaria, wurde 1502 in Cremona geboren und ist nach dem Studium der Medizin in Pavia in seine Heimatstadt zurückgekehrt, wo er sich einem intensiven geistlichen Leben widmete bis zu seiner Priesterweihe im Jahre 1528. Zwei Jahre später gründete er in Mailand die Kongregation der “Regularkleriker vom heiligen Paulus”, Barnabiten genannt, und später das Institut der “Englischen Schwestern vom heiligen Paulus” und die Gesellschaft der Eheleute. Sein gesamtes Wirken orientierte sich an der apostolischen Vitalität des heiligen Paulus, an der Liebe zum gekreuzigten Christus und zur Eucharistie, deren Anbetung und Verehrung er in vielerlei Art förderte. Er starb völlig erschöpft am 5. Juli 1539 im Alter von nur 37 Jahren und wurde 1897 von Papst Leo XIII. heiliggesprochen.
Menschen, in deren Leben man wirklich die Früchte der Liebe sieht, denn “Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm” (1 Joh 4,16).
Hauptaltar der Krypta
Die Geschichten der Heiligen Marcellino und Petrus Exorzist Tafeln
Formelle
In einem Klima, in welchem sich in Cremona zwischen dem fünfzehnten und dem sechzehnten Jahrhundert in der Skulptur in fortschreitender Weise der klassizistische Geschmack entfaltet, was vor allem auf die Anwesenheit von Gian Cristoforo Romano zurückzuführen ist – der eine große Anzahl von Bildhauern beeinflusste, die in der Schule von Piatti und Amadeo gebildet worden sind – entsteht das Grabmal der Heiligen Marcellinus und Petrus, das sich zuerst in St. Thomas befand und später in der Krypta der Kathedrale aufgestellt wurde.
Verschiedene Projekte und Künstler, die die Geschichte dieses Werks prägen, das zuerst dem berühmten Benedetto Briosco anvertraut wurde – einem Bildhauer, der bereits weithin und maßgeblich in der Certosa von Pavia tätig war -, welcher 1506 den Auftrag übernahm, sechs Reliefgemälde, sechs Statuen (vier von Engeln und zwei der Heiligen Marcellino und Pietro) und Teile des Rahmens und des Sarkophags zu verwirklichen. Zwei Jahre später, als er eine neue Verpflichtung in der Certosa annahm, lieferte er fünf der sechs Gemälde, die Statuen der Heiligen und den Sarkophag, die noch heute in der Montage aufbewahrt sind und die man derzeit in der Krypta bewundern kann.
Andere Künstler folgen, denen aufgetragen wird, das Grabmal zu vollenden, unter ihnen – im Jahr 1525 – Gian Giacomo Della Porta, der später mit Paolo Sacca ein riesiges Projekt entwirft, das in Wirklichkeit nie ausgeführt wurde, und nur eine eigene Umrahmung der Taufe der Familie des Gefängniswärters Artemio hinterlässt. Wieder andere arbeiten daran bis zum Abbau im Jahre 1585 der von Lorenzo Trotti in der Kirche des hl. Thomas errichteten Montage, um die einzelnen Stücke in den Dom zu transportieren, wo Matteo Galletti 1609 das Grabmal in der Form verwirklicht, wie wir sie heute noch sehen, indem er die von Briosco hergestellten Stücke, einige neue Dekorationen und eine Tafel mit dem Ecce Homo des Amadeo aus dem Grabmal des heiligen Arealdo verwendet.
Im Grabmal der Heiligen Marcellino und Pietro bewundern wirklich wir den neuen, vom Briosco meisterlich ausgedrückten Geschmack, der zum Inbegriff des Klassizismus in der Lombardei wird: In seinen Umrahmungen sehen wir «eine sanftere Skulptur mit kleinen Figuren, die in fast atmosphärische Szenerien eingetaucht sind, Personen mit feinen Gesichtszügen, ein neues Verzierungsrepertoire, der Verzicht auf den ursprünglichen Expressionismus, der ihn bis dahin begleitet hatte »; man hat fast den Eindruck, „etwas wieder zu hören, was Gian Cristoforo Romano und sogar Leonardo gesagt hatten“.
Das Mosaik, das man hinter der Urne des heiligen Omobono sieht, ist ein Fragment eines wahrscheinlich breiteren Mosaikteppichs von Anfang des zwölften Jahrhunderts, der auf das Schiff einer vorherigen großen Krypta als Oratorium zurückzugehen scheint.
Im Mosaik sehen wir unter den verschiedenen Motiven eine monströse Figur mit Flügeln und Schwanz eines Skorpions, einen jungen nackten Mann und ein Zitat aus dem frühchristlichen Zeitalter von zwei Pfauen, die sich symmetrisch dem Kelch nähern.
Technisch gesehen wurden die gewöhnlichen weißen und schwarzen Mosaiksteine verwendet, die in den römischen Mosaikböden anzutreffen sind, während sich in den farbigen Teilen heller Marmor, roter Backstein und gelbliche Steine abwechseln.
Ebenfalls in die Zeit der Errichtung der Kathedrale oder sogar noch früher – in ausgiebigen Diskussionen hat die Kritik verschiedene Hypothesen der Datierung vorgeschlagen – sind die im Friedhof der Domherren erhaltenen Mosaike zurückzuführen: ein Mosaikboden, der in den verbliebenen Fragmenten wichtige Funde bewahrt, die wegen einer ähnlichen Gestaltungstechnik – auch in zeitlicher Hinsicht – in Beziehung gesetzt werden können mit denen der Krypta.