Die Kirche des heiligen Hieronymus
Aushilfskirche der Kathedrale
Diese Kirche ist dem hl. Hieronymus und dem hl. Eusebius von Cremona, seinem Schüler, gewidmet.
Der hl. Hieronymus (347-420), ein Bibelforscher, Übersetzer der Bibel (seine Vulgata war die erste komplette Übersetzung der hebräischen und griechischen Originaltexte ins Lateinische) und Theologe, war eine der repräsentativsten Figuren seiner Zeit. Seine große Gelehrsamkeit, seine Schriftkommentare und die Entschiedenheit, mit der er die Häresien seiner Zeit bekämpfte, haben ihm den Titel eines Kirchenlehrers eingebracht. Er gründete in Bethlehem ein Kloster, in welchem er starb und begraben wurde. Seine sterblichen Überreste wurden im 13. Jahrhundert nach Rom in die Basilika Santa Maria Maggiore überführt.
Eusebius ist der erste Christ von Cremona, von dem wir den Namen kennen. Er wurde kurz nach der Mitte des vierten Jahrhunderts geboren und ist in den ersten Jahrzehnten des fünften Jahrhunderts gestorben. Die wenigen biographischen Angaben befinden sich in den Schriften seines Meisters St. Hieronymus, der bezeugt, dass er, nachdem er die Karriere als Anwalt abgebrochen hatte, Mönch wurde und auch die Priesterweihe erhielt. Im Jahre 395 war Eusebius in Bethlehem und nahm mit seinem Meister an den großen theologischen Auseinandersetzungen jener Zeit teil. Hieronymus hat ihm die Auslegungen zum Buch des Propheten Jeremias und zum Matthäusevangelium gewidmet. Wir wissen nichts über die letzten Ereignisse seines Lebens. Sein Grab befindet sich in der Geburtskirche in Bethlehem.
Innenraum der Kirche
Die Kirche St. Hieronymus wurde 1386 auf einem viereckigen Grundriss erbaut. Die heutige Form eines griechischen Kreuzes entstand bei einer Erweiterung zwischen den Jahren 1615 und 1657, um außer dem Hauptaltar auch die beiden, dem heiligen Hieronymus (rechts) und dem heiligen enthaupteten Johannes (links) gewidmeten Seitenaltäre zu errichten. Die Kirche ist Sitz verschiedener Bruderschaften gewesen – unter anderem der Bruderschaft der Seligen Jungfrau der Barmherzigkeit und der Bruderschaft des heiligen enthaupteten Johannes – in der Absicht, den zum Tode Verurteilten eine geistliche Fürsorge zu leisten und für die Beerdigung und die Fürbitten für ihr Seelenheil zu sorgen. Als dieser Zweck endete, wurde die Kirche als Unterstützung der Kathedrale angegliedert und für die Frauenkatechese benützt. Im Jahre 1810 wurde sie Sitz der Bruderschaft des Allerheiligsten Sakraments. Auf dem Portal der Fassade ist ein Basrelief eingefügt, das den heiligen Hieronymus im Gebet vor dem Gekreuzigten darstellt. Das im siebzehnten Jahrhundert erneuerte Innere der Kirche offenbart einen erstklassigen effektvollen Stil und bietet eine reiche malerische Verzierung. Im Feld über dem Hauptaltar hat Francesco Boccaccini 1686 die Himmelfahrt Mariä gemalt. Giuseppe Natali (1661-1720) verdanken wir verschiedene Verzierungen und Ornamente.
Die Verzierung des Bereichs der Apsis ist ein Werk von Giovanni Battista Zaist (1700-1757), einer der elegantesten Geister des lombardischen Barocks. Zaist verdanken wir die phantasievollen architektonischen Prospektiven, mit den gemalten Treppenaufgängen mit schrägen Rampen, die dem Altarbereich einen eleganten theatermäßigen Effekt verleihen. Einige Kunstkritiker ordnen die vier auf die Zwickel der Kuppel gemalten Evangelisten Angelo Massarotti (1654-1723) zu, andere halten sie für ein Werk von Francesco Monti (1685-1768). Francesco Monti malte 1743 das große Fresko der zentralen Kuppel, in welchem zwei Gruppen die Komposition beherrschen: der auferstandene Christus in der Herrlichkeit der Engel und die Figur eines von einem Engel gestützten jungen Mannes. Monti wird auch das Bild über dem rechten Altar zugeordnet, das die Gottesmutter mit dem hl. Hieronymus darstellt (1743). Das Bild des linken Altars mit der Enthauptung von Johannes dem Täufer ist ein Jugendwerk von Giacomo Guerrini (1721-1793), aus derselben Zeit der Werke des Monti und eines der Meisterwerke des achtzehnten Jahrhunderts von Cremona. Oben in der Apsis hat die aus der aufgelösten Heilig-Kreuz-Kirche stammende Statue der schwarzen Gottesmutter 1790 jene der schmerzensreichen Gottesmutter in Anbetung vor dem Gekreuzigten ersetzt. Seitlich des Altarraumes führt eine Tür in die Kapelle, in der bis 1809 die zum Tode Verurteilten beerdigt wurden.
Gewölbe mit Fresko
Heilige Messen in der Kirche des heiligen Hieronymus
um 8.00 Uhr morgens an jedem Wochentag