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Als pulsierendes Zentrum des liturgischen Lebens, das täglich das Lob zu Gott erhebt, ist der Altarraum wirklich ein Tor zum Himmel, und eröffnet gerade durch das Gebet ein Gespräch mit dem ewigen Vater, dessen beruhigende und mächtige Stimme zu antworten scheint in den Noten der großen Orgel, welche die Zelebrationen begleitet.

Der alte intarsierte Chor schaut zum Pantokrator und birgt und bewahrt fast, durch die Jahrhunderte, die Anrufungen, die das Gottesvolk schon immer zu seinem Herrn erhebt. Von jedem Chorstuhl, von überraschender einzigartiger Schönheit, erfleht die Bitte an den allerhöchsten Gott Hilfe und Schutz.

Vom Lehrstuhl aus zeigt die Aufeinanderfolge der Bischöfe mit ihrem Lehramt die Festigkeit und Fortdauer in der Weitergabe des Glaubens seit der apostolischen Kirche, in welcher die christliche Botschaft Form annahm und auf den Straßen der Geschichte fortfährt zu laufen und das Herz aller Menschen in Raum und Zeit zu erreichen.

Täglich bewirkt die Gegenwart des Herrn, die in jeder Eucharistiefeier erneuert wird, dass dieser prächtige Tempel wirklich aus lebendigen Steinen bestehend erscheint und er seine wahre Seele zeigen kann: ein glühender und tiefer Glauben. Während also der Blick auf die Schönheiten fällt, deren kostbarer Schrein der Dom ist, dringen die Augen der Seele weiter vor und führen die Regungen des Herzens Jenem entgegen, dem alles entspringt und zu dem alles zurückkehrt.

Der chor

Ein Meisterwerk, das den Beginn der Renaissance in der Kathedrale kennzeichnet, ist der von Giovanni Maria da Platina (Piadena) zwischen 1483 und 1489 intarsierte Chor. Ein Werk von außergewöhnlichem Wert, das wir nicht mehr an seinem ursprünglichen Standort bewundern, sondern , nach einem Eingriff m Jahre 1540, an die Mauer der Apsis gelehnt und das zweifellos Anregungen zum Nachdenken stilistischer Natur bietet, aber auch über die verschiedenen Varianten der Verbreitung der perspektivischen Kultur in Valpadana und über den Eifer, der die Holzkunst in Cremona, die Stadt der Intarseuren und Holzschnitzer von großer Bedeutung, belebt: Denken wir an die Familien der Sacca und der De Marchi, Autoren anderer wichtiger Werke, mit denen sie sich auch in Städten wie Ferrara, Pavia, bei der Certosa, sowie Vercelli (Sant’Andrea) und Bologna (San Giovanni in Monte) als tätig erweisen.

Chor der Domherrn  (Giovanni Maria Platina – 1483/1489)

Der mit einer typischen Mauerkrone der Renaissance gekrönte Chor ist in zwei Ordnungen strukturiert: eine obere und eine untere. Schlank in einer senkrechten Lage, die durch die langen Spiegel der Intarsien betont wird, zeigt die obere Ordnung eine kluge architektonische Anordnung der Sitze, die dank ihrer Dimensionen und der chromatischen Effekte durch die Abwechslung von hellem und dunklem Hintergrund harmonisch im Dialog von einer Seite zur anderen stehen. Die einzelnen, durch den mächtigen, darüber liegenden Architrav verbundenen Einheiten der Chorstühle, bilden sich aus der Aufeinanderfolge wichtiger Schnitzereien von Blättern und Früchten, welche die Aufeinanderfolge der Sitze skandieren.

Die Vielfalt der Motive in diesen Intarsien, die wirklich die malerische Kraft des Holzes zeigen und von den perspektivischen Veduten – berühmt ist zum Beispiel das berühmte Bild des Domplatzes im ausgehenden 15. Jahrhundert – bis zu den heiligen Darstellungen reichen, ist erstaunlich: In einer Verkündigung in der Mitte des Plenarsaals sieht man die Gemälde des Engels und der Jungfrau in zwei Chorstühlen. Hier befinden sich auch die Schutzheiligen Omobono und Imerio, deren Bildnisse die ersten Chorstühle rechts und links belegen, sowie verschiedene Szenen, in denen sich naturalistische Themen, Spiegel mit Tieren, Geräte und verschiedenste Gegenstände abwechseln, unter denen man die Musikinstrumente nicht vergessen darf.

Die unteren Chorstühle, die massiver sind und eine quadratische Form haben, dienen als solide Basis für die oberen Chorstühle und haben außergewöhnliche geometrische Dekorationen, die auch in dieser ornamentalen Art einen große Kunstfertigkeit erkennen lassen in einer genauen und sorgfältigen Planung, welche die Lebendigkeit der oberen Chorstühle vervollständigt.